Als der kleine Johann Jakob von Schorn am dritten März des Jahres 1774 in Wittenberg geboren wurde, ahnte noch kein Mensch, welch bedeutender Naturwissenschaftler und Mediziner das Licht der Welt erblickt hatte.
Der Sohn einer Wäscherin (Schwerpunkt Buntwäsche 40 bis 60 Grad) und eines Dorfpfarrers machte bereits in frühen Kindertagen auf sich aufmerksam. Erst durch schwer zu überhörendes Schreien im hochfrequenten Obertonbereich, im späteren Verlauf seiner Kindheit durch Quengeln und später dann, wie ein Zeitzeuge berichtet, “mittels allerley lustigen Treybens und Schabernacks”.
So war es denn für seine Eltern kein Wunder, dass Johann Jacob von Schorn mit der seit sieben Generationen fortdauernden Pfarrerstradition brach und sich dem Studium der Wissenschaften und der Medizin widmete.
In Göttingen fand er mit Jacobus aus Beuyten einen Lehrmeister, der ihn für die Naturlehre und Philosophie begeisterte. Seine Dissertation legte er 1801 unter dem Titel “De emendanda psychologica et esoterica” (Über die Verbesserung der Psychologie und der Esoterik”) ab.
Inmitten seiner Habilitation ereilte ihn ein schwerer Schicksalsschlag: Er erkrankte gleichzeitig an Tuberkulose, Schwindsucht und Morbus Koch. Durch sein geschwächtes Immunsystem zog er sich außerdem eine bakterielle Infektionskrankheit zu, welche am häufigsten die Lungen befällt, so dass er bald in das Sanatorium der Barmherzigen Schwestern von Göttingen eingeliefert wurde.
Sein krankheitsbedingter quälender Husten wurde durch eine Besonderheit des Sanatoriums verstärkt: Jeden Dienstag wurden die verstorbenen Patienten im anstaltseigenen Krematorium verbrannt. Dieses Vorgehen war für die damalige Zeit revolutionär, denn andere Krankenanstalten lagerten ihre Toten wochenlang in speziell dafür eingerichteten Kellerräumen und überbrückten damit die Zeit für eine kostensparende Massenbestattung. Doch die aus Hygienegesichtspunkten vorbildliche Feuerbestattung hatte einen negativen Effekt: Der Rauch wurde bei Westwind direkt in die Patientenzimmer gedrückt und legte sich dort auf die Atemwege der bereits geschwächten Insassen.
Johann Jacob von Schorn überlegte folgendes: Die schädlichen Rauchgase wurden durch senkrecht gemauerte Rauchfange und Kamine ins Freie abgeführt. Die umgebenden Steine mussten über die Jahre durch den Gewöhnungseffekt unempfindlich gegen Qualm und Rauch geworden sein. Dies müsste sich auch für den menschlichen Körper zunutze machen lassen. Wenn man einen dieser Steine – in zerkleinerter Form – zu sich nehmen würde, müsste man ebenfalls unempfindlich gegen den kratzenden und beißenden Rauch werden.
Und so bestieg er trotz seines angeschlagenen Gesundheitszustandes mit seinem Hund Gretchen das Dach des Krankenhauses und barg einen besonders gut duchsotteten Stein (siehe zeitgenössischen Stich). Zurück in seinem Krankenzimmer zerstieß er einige Krümel des Materials in einem Mörser, reicherte diese mit einer Trägersubstanz (Zucker und Wasser) an und fertigte daraus Pillen, die er fünfmal am Tag einnehmen wollte.
Leider verstarb er bereits am ersten Behandlungstag. Sein plötzlicher Tod war jedoch nicht die Folge der Behandlung, sondern hatte einen tragischen Hintergrund: ein eifersüchtiger Mitpatient erschlug den bei den Barmherzigen Schwestern sehr beliebten Wissenschaftler mit einer sogenannten “Ente” (Urinflasche).
Heutzutage kennt fast jedes Kind den nach Johann Jacob von Schorn benannten Stein, doch das Wissen um die Heilkraft des Schornsteins ist weitgehend in Vergessenheit geraten…